Energie kann überall eingespart werden!

02. November 2022

Tobias Kistler
Tobias Kistler

Tobias Kistler

Energie kann überall eingespart werden!
Energie kann überall eingespart werden!

«Energie kann überall eingespart werden - mit dem richtigen Fokus auf Nutzen und Ertrag» Wer Energie und Strom intelligent einsetzen will, sollte auf ein nachhaltiges Energiemanagement und Gebäudeautomation setzen. Tobias Kistler, Mitinhaber der Härz AG klärt über die richtigen Massnahmen und Möglichkeiten auf.

Interview von Fokus. Energie & Nachhaltigkeit mit Tobias Kistler

Herr Tobias Kistler, Sie sind diplomierter Techniker HF in Energie und Umwelt und sagen: Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen. Was heisst das für den Energieverbrauch in Gebäuden – besonders auch in diesen Krisentagen?

Es gibt verschiedene Optionen, um den Energieverbrauch zu minimieren, von den Energielieferanten unabhängiger oder völlig autark zu werden. Die Technologien sind vorhanden. Die grösste Herausforderung ist, eine gute Preis-Leistungspolitik zu gewährleisten. Eine weitere Schwierigkeit ist die gesamtheitliche Analyse, Planung und Umsetzung, die nur mithilfe generalistischer Denkweise über die ganze Gebäudetechnik möglich ist.

Ihre Lösungen für die Gebäudeautomation unterstützen schon Architekten und Elektroplaner in der Planungsphase und auch ganz konkret Elektroinstallateure. Was ist der Unterschied zu früher, wenn man die Elektrik in einem Haus oder Gebäude plante?

Meist ist es in der Baubranche so, dass gebaut wird, ohne die Planung abgeschlossen zu haben. Die Fachspezialist:innen kommen erst während der Umsetzung hinzu, also dann, wenn es eigentlich schon zu spät für Änderungen und Verbesserungen ist, weil es zu diesem Zeitpunkt bei Anpassungen schnell teuer werden kann und es zu Verzögerungen im Bauprogramm kommt. Bei einer Zusammenarbeit mit uns werden alle Gewerke schon in der Planung und später in der Umsetzung berücksichtigt und als ganzheitliches System betrachtet.

«Bei einer Zusammenarbeit mit uns werden alle Gewerke schon in der Planung und später in der Umsetzung berücksichtigt und als ganzheitliches System betrachtet.» 

Alle, die schon einmal automatische Heizungsregler eingesetzt haben, wissen, dass sich so hervorragend Energie sparen lässt. In welchen Bereichen lassen sich mit Automationen noch Einsparungen vornehmen?

Grundsätzlich in jedem Bereich, in dem Energie ver- braucht wird. Der grösste Energieverbrauch verursacht die Wärmeproduktion oder der Wärmeverlust, zum Beispiel bei Warmwasser oder Heizen. Hier ist ein gut funktionierendes Energiemanagement vonnöten, das herstellerunabhängig ist und die Energie dann verbraucht, wenn sie vorhanden ist, beziehungsweise produziert wird. Aber auch mit Beschattungsanlagen kann der Energieverbrauch im Sommer sowie im Winter vermindern werden, in dem eine Auskühlung verhindert oder eine Erwärmung gefördert wird. Energie kann überall eingespart werden, dabei sollten jedoch der Nutzen und Ertrag im Fokus bleiben.

Sie fördern mit der Einrichtung von Ladestationen auch die Elektromobilität. Was kostet eine Basis-Ladestation für zu Hause?

Circa 4'000 Franken inklusive Installation. Dabei gilt zu beachten, dass der Preis von Ladestationen stark variieren kann und diese grosse Unterschiede in den Funktionen haben können. Günstige Ladestationen haben oftmals keine Funktionen für die Abrechnung, sowie das Energie- und Lastmanagement, was später bei einer Nachrüstung zu erheblichen Mehrkosten führen kann. Deshalb empfehlen wir, die Finger von sehr günstigen Ladestationen zu lassen und eine ordentliche Konzeptionierung und Planung durchzuführen.

Sie unterstützen bei Ladestationen auch den Energiefluss in zwei Richtungen, also das bidirektionale Laden. Wird diese «Zweibahnstrasse» in Zukunft noch wichtiger?

Auf jeden Fall. Interessant wird dieses System, wenn Firmen ihre Flotten aber auch Private auf solche Systeme umrüsten. Das bedingt jedoch ein solides Energie- und Lastmanagement und eine durchgängige Energiedatenerfassung sowie Abrechnung. Ein Beispiel: Eine Firma hat eine Photovoltaik-Anlage und lädt über den Tag die Flotte der Mitarbeiten- den. Zu Hause bekommen alle Mitarbeitenden eine bidirektionale Ladestation. Wenn dieser Mitarbeiter nun zu Hause Strom benötigt, kann dieser aus dem Elektroauto der Firma bezogen und direkt abgerechnet werden. Somit wird die Verlagerung der Sonnenenergie von Tag zu Nacht möglich.

Speichertechnologien gewinnen immer mehr an Bedeutung. Ist die Speicherung von Energie nur über einen Batteriespeicher möglich?

Ist das die einzige Speichertechnologie der Zukunft? Zurzeit wird zwar stark auf diese Technologie gesetzt, weil der Batteriespeicher momentan die beste Preisleistung aufweist. Ich denke jedoch, dass die Speicherung mit Wasserstoff in Zukunft vermehrt eine wichtigere Rolle einnehmen wird. Der Unterschied zum Batteriespeicher ist, nicht nur die Energie von einigen Tagen zu verlagern, sondern von Sommer zu Winter zu transferieren.

Das Thema Speicherung wird auch angesichts möglicher Stromausfälle wichtiger. Was raten Sie in Bezug auf Photovoltaikanlagen, die bei einem Blackout nicht mehr liefern?

Zuerst einmal ist es wichtig zu wissen, dass PV- Anlagen bei einem Stromausfall nur dann weiter- hin Strom produzieren, wenn der entsprechende Wechselrichter- oder Batteriespeicher-Typ installiert wurde. Die Infrastruktur muss für diesen Fall entsprechend ausgelegt und die richtigen Komponenten müssen eingesetzt werden, um eine Notstromumschaltung zu realisieren und das Netz von dem Objekt abzukoppeln.

Zum Autor

Tobias Kistler ist Mitinhaber der Härz AG und Ihr Ansprechpartner für Gebäudeautomation, Energiemanagement und erneuerbare Energien. Sein Motto «Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen, die es zu lösen gilt.»

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